Warum Gruppentraining?
30. Juni 2019Leistungskurs 1 und 2
21. Juli 2019
Zu Beginn dieses Artikels möchte ich darauf hinweisen, dass die Bezeichnung “Problemhund“ irreführend ist. Sie lässt schließen, dass der Hund für dessen Fehlverhalten verantwortlich ist. Dem ist jedoch nicht so!
In den meisten Fällen sind es Versäumnisse der Halter, die bei den Hunden zu Frust und zu Aggression führt. Das nennen wir dann Fehlverhalten! Viele Verhaltensweisen des Hundes sind vollkommen normal, sie werden nur von uns Menschen entweder fehlinterpretiert oder passen nicht in unseren Alltag.
Aber wie erkenne ich ein Fehlverhalten meines Hundes?
Prinzipiell ist jegliches Verhalten, welches du nicht tolerieren kannst oder willst, oder das andere Personen/Hunde einschränken, verunsichern, verängstigen oder gar gefährden; ein Fehlverhalten was du mit deinem Hund managen musst. Wenn dein Hund dir also die Wurst vom Frühstücksbrot klaut, ist das ein Verhalten welches durch kleine Veränderungen zu einem Alternativverhalten führen sollte. Aber nicht jedes Fehlverhalten führt zu einem “Problemhund“! Jeder Hund hat im Laufe seines Lebens so einige Fehlverhalten an den Tag gelegt und wieder verworfen, das nennt man Erziehung!
Wenn also z.B. dein Hund ein Ressourcenverteidiger ist kann das dazu führen, dass dein Hund bei Besuch keinen Unterschied zwischen Freund und Feind erkennen kann. Wenn hier also nicht der Besitzer dem Hund in dieser Situation hilft kann es passieren, dass dieser Besucher verbellt oder gar Gebissen wird. Hund beißt den Menschen daraus folgt, dass der Mensch geht = Hund hat sein Ziel erreicht, nämlich die Distanzvergrößerung zwischen dem Menschen und der zu verteidigenden Ressource des Hundes. In diesem Moment entsteht ein Fehlverhaltend es Hundes!
WARUM ?
Ganz einfach, weil nur dieses Verhalten dem Hund weitergeholfen hat, er nur durch dieses Verhalten weitergekommen ist.
Der Hund konnte durch das nicht gewollte Verhalten, sein Ziel erreichen. Er hat somit ein Erfolgsmoment mit diesem Verhalten auslösen können. Solange keine Maßnahmen getroffen werden, wird dieses Verhalten immer wieder auftreten!
Bei den meisten Problemen helfen ganz einfache Management-Maßnahmen um in den Alltag zurückzukehren. Wenn jedoch dein Hund aggressive Verhaltensweisen an den Tag legt, kann er nicht mehr in einer normalen Hundegruppe trainiert werden.
Diese Verhaltensweisen sind unter anderem:
1. Dein Hund zerstört Möbel oder Kleidung unter gewissen Umständen oder ohne jegliche Erklärung
2. Dein Hund zieht an der Leine und wird bei Artgenossen aggressiv
3. Dein Hund hat bereits einen Menschen oder einen anderen Hund gebissen
4. Dein Hund beschützt gewisse Menschen oder Spielzeug so beharrlich, dass sich diesem niemand nähern darf
5. Dein Hund hat einen ausgeprägten Futterneid
Bei diesen Verhaltensweisen ist ein Training in der Gruppe nicht ratsam, da das Verletzungsrisiko für andere Hunde und deren Halter zu hoch ist oder nicht eingeschätzt werden kann. Hier ist daher ein Einzeltraining unerlässlich. Erst wenn der Hund wieder sozialisiert, d.h. mit anderen Hunden und Menschen friedlichen interagieren kann, kann dieser an einem Gruppentraining herangeführt werden. Daher ist das Ziel des Einzeltrainings jeden Hund wieder in eine Gruppe integrieren zu können.
Wenn der Hund jedoch ein Fehlverhalten bezüglich eines gewissen Ablaufen, Person, Gegenstand oder Örtlichkeit aufweist, ist es das Ziel des Trainings diesem Fehlverhalten in Bezug auf dessen speziellen Eigenschaften ein Alternativverhalten entgegenzusetzen. Es kann daher nötig sein, ein Training zu Hause oder an anderer Stelle durchzuführen. Dies wird mit den Haltern beim ersten Treffen geklärt.
Zum Schluss möchte ich noch mit einem Vorurteil aufräumen!
Die sog. „Listenhunde“ sind keinesfalls generell “Problemhunde“ oder von Natur aus aggressiv!
Die sog. „Listenhunde“ wurden einst zu ganz speziellen Zwecken gezüchtet und das sind u.a. der Wachdienst und der Personenschutz. Um diese speziellen Aufgaben bewältigen zu können, bedarf es eines gewissen Aussehens, Körperbaus und Gebisses. Man kann sich durchaus vorstellen, dass ein Mops überaus ungeeignet ist als Wach- oder gar Personenschutzhund. Da diese Hunde natürlich eine gewisse Masse und Kraft mit sich bringen, müssen gerade diese Hunde gut ausgebildet werden. Wenn 60-70kg irgendwohin wollen, dann bekommt das keiner mehr gehalten!
Diese Hunde, mit ihren speziellen Eigenschaften und Bedürfnissen, werden leider nicht in jeder Hundeschule angenommen. Teils, weil der/die Hundetrainer/innen schlechte Erfahrungen in diesem Bereich gemacht hat oder er/sie ernsthafte Auseinandersetzungen mit diesen Hunden vermeiden will. Das ist prinzipiell nicht verwerflich, schließlich steht die Sicherheit, sowohl des Trainers als auch der Gruppe, an erster Stelle!
Wie jedoch schon erwähnt, benötigen gerade diese Rassen oder “Problemhunde“ besondere Aufmerksamkeit und Training. In der Hundeschule am Ohebach werden „Listenhunde“ wie auch “Problemhunde“ gern aufgenommen und trainiert. Bei der Arbeit mit problematischen Hunden aus dem Tierheim, konnte ich bereits das Arbeiten und Führen von “Problemhunden“ praktizieren. Da jedoch auch hier Sicherheit das erst Gebot ist, können „Problemhunde“, die aggressiv reagieren können, nur mit Maulkorb trainiert werden!!