Leistungskurs
20. Juni 2019Was sind Problemhunde
1. Juli 2019
Es gibt viele Hundeschulen, wo Welpen- Junghund- oder Grundkurse als Einzeltraining angeboten wird. In diesem kleinen Artikel möchte ich darstellen, wieso das Gruppentraining immer die erste Wahl sein sollte.
Was weiterführend anhand der Welpen und Junghunde erläutert wird, gilt genauso für die Grundkurse erwachsener Hunde; da es leider durchaus vorkommt, dass erwachsene Hunde auf dem Lernniveau eines Welpen sind. 1
Ich verstehe dich nicht!?
Welpen und Junghunde sind in ihrem Sozialverhalten und Kommunikation noch nicht gefestigt. Sie hatten in ihrem kurzen Leben selten die Gelegenheit die Kommunikation mit anderen Hunden zu lernen. Welpen, die von einem Züchter kommen, haben zwar in den ersten Wochen ihres Lebens gelernt mit ihren Geschwistern oder der Mutter zu interagieren und zu kommunizieren, jedoch reicht diese Kommunikation nicht unbedingt über „ICH HABE HUNGER“ und „ICH WILL SPIELEN“ hinaus. Bei Welpen oder Junghunden aus dem Tierheim, fehlen mitunter bereits diese wichtigen Grundkenntnisse und müssen somit von Anfang an neu gelernt werden. In dem Alter ist dies jedoch in den meisten Fällen kein Problem.
Verschiedene Rassen kommunizieren auch verschieden. Man kann es wohl am Besten mit der deutschen Sprache vergleichen. Alle sprechen Deutsch, doch jemand von der Nordseeküste hat mitunter Schwierigkeiten Jemanden aus Bayern zu verstehen.
Den Hunden geht es genauso! Wenn ein Dackel (mit seiner doch recht eindeutigen Körpersprache) auf einen Mops (mit seinem unverständlichen Schnauben) trifft, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Auch wenn ein Schäferhund einen Ridgeback (mit seiner ausgeprägten Rückenpartie) trifft, sind Probleme vorprogrammiert falls der Schäferhund diese Rasse noch nicht kennt. Die verschiedenen „Dialekte“ müssen somit erst erlernt und gedeutet werden. 2
Ich bin der Größte!
Welpen und Junghunde neigen dazu, sich maßlos zu überschätzen. Wenn Hunde allein gehalten werden, kennen sie kein Konkurrenzdenken. Alles was sie richtig machen, mach sie am Besten und alles was sie falsch machen, hat niemand anderes gesehen! Es gibt außer zwischen dem Hund und dem Menschen in der Familie, keine Rangfolge. Der Hund richtet sich entweder voll und ganz nach seinem Besitzer, oder (wenn es nicht so gut läuft) macht er was er will. Beim Gruppentraining lernt der Hund seinen Platz innerhalb einer Gruppe seiner Artgenossen kennen. Hier lernt der Welpe oder Junghund auch selbstbewusst mit anderen Hunden zu spielen und wo seine Grenzen liegen. 3
wer jetzt, wo jetzt, was?
Wenn ein Welpe oder Junghund immer nur allein trainiert wird, wird er nicht lernen die Übungen im Beisein eines Artgenossen auszuüben. Zu Hause, wie auch am Sportplatz oder im Restaurant muss der Hund auf den Besitzer hören können, auch wenn andere Hunde anwesend sind! Dies sollte erlernt werden, wenn von Beginn an beim Training andere Hunde anwesend sind. Der Welpe oder Junghund muss lernen sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, auch wenn es neben ihm raschelt oder ein anderer Hund an ihm vorbeiläuft. Je früher dies eingeübt wird, desto einfacher und schneller ist das spätere Training in der “Erwachsenengruppe“. Der Rückruf kann somit auch aus einem Spiel heraus oder unter Ablenkung geübt werden. Dies in einem Einzeltraining darzustellen ist schwierig. Aber gerade bei Hundebegegnungen oder großer Ablenkung MUSS der Rückruf sitzen! Das geht jedoch nur, wenn es auch geübt wird! Im Gruppentraining lernt der Hund trotz Ablenkung, motiviert mitzuarbeiten
4
Ich will so bleiben wie ich bin.
Beim Spielen mit anderen Hunden zeigt der eigene Hund verschiedene Verhaltensmuster, welche man sonst nur schwer erkennen kann. Wenn mein Hund mit anderen Hunden spielt, kann und muss ich mich ganz auf meinen Hund konzentrieren! Nicht auf eine Übung, auf meine Körpersprache, den richtigen Ton; nur auf meinen Hund! Dadurch kann man verschiedene Verhaltensweisen ausmachen, die einem unter anderen Umständen verborgen bleiben. Ist mein Hund eher zurückhaltend in der Gruppe oder lässt er sich gern von gern anderen fangen? Diese Kleinigkeiten können helfen nicht nur den eigenen Hund besser verstehen zu können, sondern auch zu lernen mit meinem Hund richtig zu spielen!
Viele Hunde sind von dem einfachen „Ballspiel“ schnell gelangweilt und der Besitzer ist oft der Meinung, der eigene Hund möchte gar nicht spielen. Wie und was mein Hund gern mag, kann ich nur herausfinden, wenn ich den Hund einmal beim Spielen mit Artgenossen gesehen habe. Ob sich ein Hund lieber rauft oder beim Rennen auspowert kann in der Rasse liegen, kommt jedoch auch auf den individuellen Charakter an. Es gibt noch mehr Gründe, wieso ein Gruppentraining sinnvoll ist, aber ich beschränke mich hierbei auf die für mich ausschlaggebenden Punkte. Wir dürfen bei der Anschaffung eines Hundes nicht vergessen, dass es sich um ein Rudeltier handelt. So sehr wir uns auch anstrengen dem Vierbeiner ein schönes und erfülltes Leben zu bieten, werden wir ein Rudel nicht ersetzen können. Daher ist der Austausch mit Artgenossen enorm wichtig!
Ich möchte an dieser Stelle aber auch darauf hinweisen, dass dieser Austausch dringend GELERNT werden muss! Bitte nicht den Hund einfach freilaufen lassen, unter dem Aspekt, dass er neue Freundschaften schließen soll. Das ist sowohl contra-produktiv als auch gefährlich! Erst wenn beide Parteien einverstanden sind und die Hunde sicher abrufen können; können die Hunde sich OHNE Leine kennen lernen und spielen. Achtet jedoch UNBEDINGT auf eure Mitmenschen, die ggf. Angst vor Hunden haben oder kleine Kinder dabei haben! Hundebegegnungen sollten stets auf freiem Feld oder einen freien, gut einsehbaren Feldweg stattfinden.